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Dies ist die Geschichte vom Ende der Welt und ihrer Wiedergeburt.

Manche Welten sind dazu bestimmt, im Feuer zu sterben – andere im Eis. Einige Welten währen, bis ihre Sonne oder ihre Ressourcen versiegen. Das Ende dieser Welt wurde jedoch von etwas ganz anderem verursacht.

Obwohl die Quelle der Zerstörung im Großen und Ganzen äußerst ungewöhnlich war, so waren die Folgen doch umso klarer: Die beinahe Auslöschung der Geschöpfe, die auf der Oberfläche lebten. Das Durchstoßen des Veils (einer lebenden Barriere, die unsere Dimension von anderen trennt) ließ riesige Mengen purer Energie und fremdartiger Wesen in diese Welt strömen. Veilstürme, seismische Umbrüche, Tod und Verderben folgten.

Ein Großteil der Flora und Fauna der Welt wurden durch die erste Energiewelle entweder verwandelt oder einfach nur ausgelöscht. Schmelzende Eiskappen und tiefgreifende Veränderungen des Ozeanbodens bewirkten, dass die Meere zuerst anstiegen, dann wieder sanken, nur um daraufhin erneut anzusteigen. Es öffneten sich riesige Gesteinsspalten, über die die Ozeane bis tief ins Innere der Welt abflossen. Gewaltige Vulkane brachen im Wassers aus und erschufen durch das Ausstoßen von Magma, Staub und Asche neue Inseln.

Die Kontinente, über die die Lebewesen bereits seit Äonen gelaufen und gekrochen waren, veränderten sich für immer. Berge stürzten in riesige Krater hinab und das Land riss sich selbst in Stücke. Sogar die mächtigen Lüfte erfuhren eine Veränderung, als der Mond sich plötzlich mit einem neuen Begleiter wiederfand; einem weiteren Mond, der katastrophal in den bestehenden einschlug und beide Monde in neue Umlaufbahnen um den Planeten herum versetzte. Monat für Monat, Jahr für Jahr wurde diese Welt von einer sich ständig ändernden Flut an neuen Katastrophen erfasst.

Während diese Kraft in die Welt strömte, traten viele eigenartige Kreaturen in Erscheinung. Kreaturen, die niemals zuvor gesehen worden waren. Sie krochen, liefen und manche von ihnen erhoben sich sogar in die Lüfte. Dinge, die bereits vor langer Zeit in Legenden und Sagen übergegangen waren, machten plötzlich eine triumphale Wiederkehr – ob es den geplagten Bewohnern dieser Welt nun willkommen war oder nicht.

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Gerade als es so aussah, als ob alles verloren wäre, konnte man das erste Zeichen der erstaunlichen Veränderungen, die noch bevorstehen sollten, am Himmel erkennen. Auf einer kleinen Insel, die in einem Ozean, dessen Name nicht länger von Bedeutung war, trieb, betrachteten einige Überlebende, wie ein weiterer Komet auftauchte. Für jene, die in dieser Nacht im Freien standen, schien der Komet nicht anders als all die anderen zu sein. Diese Welt schien sie inzwischen förmlich anzuziehen. Dieser Komet jedoch war anders: Jene mit den schärfsten Augen konnten erkennen, dass die Form des Kometen eher der einer Scheibe glich. Sie war in einen Wirbelwind aus drei Farben, die sich aufgebracht umeinander drehten, gehüllt.

Der „Komet“ tat etwas, das normale Kometen nicht tun sollten: Als das geheimnisvolle Objekt sich der Atmosphäre des Planeten näherte, wurde es plötzlich langsamer und kam zu Halt. Die Scheibe spaltete sich in drei separate und kleinere Kometen – jeder von ihnen gehüllt in eine der drei Farben. Diese neu geschaffenen Kometen begannen langsam damit, die Erde zu umkreisen. Sieben Tage und sieben Nächte lang bewegten sie sich um den Planeten, während ihre farbenfrohen Schweife wie durch einen starken Wind umherpeitschten.

Hätten die Bewohner dieser Welt die nötigen Mittel dazu besessen, die Dunkelheit des Weltalls zu durchdringen, dann hätten sie gesehen, dass der ursprüngliche Komet aus dem großen Riss der Realität hervorgetreten war. Aus dem Riss, der beim durchstoßen des Veils erschaffen wurde, der selben Öffnung im Gefüge unserer Dimension, durch die die schreckliche Energie erstmals eingedrungen war. Dieser Einschnitt war als gigantischer Streifen aus Schwärze in Erscheinung getreten, etwas dunkler als leere All am Nachthimmel. Der Einschnitt absorbierte das Licht, das ihn passierte, wie ein trockener Schwamm das Wasser.

Manch einer sagt, dass der Riss im Veil eine unverwechselbare Form besaß, doch die meisten der Überlebenden interessierte das nicht. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben, um solch ein unwichtiges Detail am Himmel zu bemerken. Sie ahnten ja nicht, dass dieser Riss in ihrer Realität die Welt in eine unvorstellbare Richtung lenken würde. Unvorstellbar – mit Ausnahme für die Träumer, die Wahnsinnigen, die Erschaffer von Geschichten über Welten und Wesen, die nicht der ihren entsprachen.

Nachdem eine Woche vorübergegangen war, begannen die drei Kometen wieder damit, sich zu drehen. Sie bewegten sich innerhalb ihres Orbits immer schneller um die Erde und bauten dabei ungeheure Geschwindigkeiten auf. Dieses Schauspiel lenkte die Aufmerksamkeit vieler Überlebender auf sich; die Bewegung der leuchtenden Kometen kreierte ein beeindruckendes Lichtspektakel am Nachthimmel. Spuren aus Farbe erfüllten den Himmel und fielen herab wie stummer Regen. Manch einer suchte, doch konnte niemand auch nur eine Spur von dem finden, was zuvor auf den Grund gefallen zu sein schien.

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Nach weiteren sieben Tagen taten die Kometen erneut etwas Unerwartetes: Anstatt die Planetenbahn zu verlassen, kollidierten sie. Die Welt explodierte geradezu vor Farben, als die rätselhaften Objekte wieder verschmolzen. Der Nachthimmel leuchtete auf und die Überlebenden blickten wie erstarrt in den Himmel – sowohl in Hoffnung als auch in Ehrfurcht. Für einen kleinen Moment vergaßen sie das Grauen ihres täglichen Lebens.

Und dann, genauso schnell wie sie den Himmel erhellt hatte, war die Verschmelzung auch schon vollständig. Das Licht und die Farben wurden in den wiederhergestellten Kometen gesaugt und verschwanden. Daraufhin verließ der Komet allmählich die schwindelerregenden Höhen und bewegte sich langsam nach unten, wo er irgendwo auf dem Planeten eine Landung ansteuerte. Nach einem kurzen Abstieg jedoch schien der Komet bereits seinen Platz gefunden zu haben und schwebte tage- und nächtelang bewegungslos in der Luft.

Während seine Position am Himmel beständig zu sein schien, so waren es seine Auswirkungen auf die Leute jedoch nicht. Viele sahen die leuchtende Scheibe als ein Zeichen dafür, dass die Welt gerettet werden würde. Andere hielten sie für einen Vorboten für weitaus schlimmere Dinge, die noch folgen sollten. Wie es sich herausstellte, sollten beide Seiten Recht behalten.

Nach einigen Tagen begann die Scheibe damit, sich aufs Neue zu drehen. Dieses mal jedoch wurden die ausströmenden Farben des kosmischen Lichtspektakels nach unten gelenkt. Hinab zu einem verborgenen Ort, der in sich in einer der wenigen noch bewohnbaren Gegenden befand. Das Licht, das vom Objekt ausging, war extrem hell und konnte auch aus großer Entfernung, ja selbst tief aus der Leere des Alls wahrgenommen werden.

Als das Licht den Boden berührte, begann seine strahlende Gestalt damit, sich zu verändern. Es dehnte sich mit schimmernden Farben in Form eines wirbelnden Trichters aus – etwas, das einem auf dem Kopf stehenden Tornado glich. Obwohl es wie ein Lichtstrahl aussah, war die Säule von den wenigen, die es wagten, sich zu nähern, als ganz anders wahrgenommen worden. Es war, als ob man eine stabile Mauer berührte. Außerdem war es ihnen nicht möglich, ins Innere des Wirbelwinds aus Licht zu blicken. Trotz der Tatsache, dass das Leuchten ihren Augen schmerzte, sagten die mutigen Anwesenden, dass dieses Mysterium ebenso undurchdringlich war, wie die dunkelsten Tiefen unter der Erde.

Verschiedene Individuen wurden von der sonderbaren Erscheinung angezogen und versammelten sich um das Licht. Manche von ihnen waren immer noch menschlich; andere waren aufgrund der Veilstürme bereits verwandelt worden. Viele von ihnen erfuhren hierbei erstmals, dass auch noch andere die Apokalypse, die sie immer öfter als den Weltenbruch bezeichneten, überlebten hatten. Obwohl viele von ihnen bereits eine Verwandlung erlebt hatten, so waren die Überlebenden doch mit ein wenig Hoffnung erfüllt: Sie glaubten, dass dieses sonderbare Licht ein Zeichen des Himmels war und die Katastrophen nun der Vergangenheit angehörten.

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Ihr Glaube wurde bekräftigt, als sie realisierten, dass die schlimmsten Veilstürme, auch Malvolenzen genannt, nicht mehr aufgetaucht waren, seitdem die Kometen die Erde umkreist hatten. Während die Leute zwar immer noch die schreckliche Spannung, die diesen Stürmen vorausging, in der Luft spüren konnten, so wurden seit dem Erscheinen der Kometen dennoch keinerlei Malvolenzen gesichtet – weder in diesem Land noch in den anderen.

Für vierzehn weitere Tage ging das Licht gleichbleibend vom seltsamen Objekt aus. Dann, in der vierzehnten Nacht, veränderte sich etwas: Das Licht wurde noch heller und teilte sich in seine drei Farben auf. Als die Nacht zum Tage wurde, veränderte sich das geheimnisvolle Licht abermals: Es verschwand vollkommen, obwohl das Objekt am Himmel auf unheimliche Weise bewegungslos blieb.

Etwas an dem Land darunter war anders. Dort, wo der Lichtstrahl die Oberfläche der Erde berührte, stand nun ein großer metallischer Amboss, in dem drei mächtige Schwerter eingebettet waren.

Und so endet der erste Teil der „Ankunft der Gesandten“.

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