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„Versammelt euch, meine Kinder, und hört die Fornaldarsaga der Walküren, die Geschichte von der Geburt unserer Rasse“, sagte die alte Walküre, während sie mit ihren Flügeln flatterte. Nach vielen langen Jahren des Fliegens hatten sie begonnen, Zeichen des Verfalls zu zeigen, aber sie waren immer noch stark und wirbelten noch immer Schnee im Hof auf.

Die Gruppe der Jugendlichen umringte sie schnell. „Ihr habt die Volljährigkeit erreicht und seid jetzt alt genug, um diese dunkle Geschichte zu erfahren. Denn obwohl unsere Geschichte schrecklich und grauenhaft ist, darf sie nie vergessen werden. Es muss euch nicht peinlich sein, solltet ihr Tränen vergießen. Tränen sind kein Zeichen von Schwäche. Mitgefühl ist unsere große Tugend, dies wissen wir von unserer Entstehung. Passt auf, erinnert euch an unseren Kodex und den Eid, den Ihr alle abgelegt habt.“ Aufgewühlt von den ernsten Tönen der älteren Walküre saßen die Jungen und Mädchen schweigend, ihre wilden haarigen Köpfe wippten aufmerksam im Takt ihrer Geschichte.

Es ist wahr, das Durchstoßen des Veils brachte viele Schrecken in diese Welt. Doch wir können die entsetzliche Wahrheit nicht ignorieren: Die Welt hat verdorbene Seelen, die nicht den Einfluss des Veilsturms benötigen, um Schandtaten der schrecklichsten Art zu begehen.

In einem der mächtigen Fjorde unseres Reiches gab es eine kleine Insel, auf der ein noch kleineres Dorf stand. Zähe Leute lebten dort, fischten und durchstreiften den Fjord, meist junge Leute und ein paar jung gebliebene Ältere. Unvorstellbare Veränderungen durchlebte das Land nach dem Durchstoßen; doch dieses kleine Dorf schaffte es irgendwie, die Stürme auf dieser abgelegenen Insel zu überstehen. Das Leben wurde sehr hart, als die schaukelnden Wellen und die heftigen Winde ihre Boote zerstörten und sie damit vom Festland abschnitten. Hunger durchzog das Dorf wie ein Gift, da Angeln schwierig war und niemand ohne Boot zum Festland kommen konnte.
Eine junge Dame namens Brynhildr war eine, die die Hoffnung niemals aufgab. Sie durchstreifte die kleine Insel und umklammerte die Kette, die ihre Mutter ihr als Glücksbringer gab, auf der Suche nach kostbarem Treibholz, um den Bootsbauern bei ihrer Aufgabe zu helfen, obwohl sie sie nie darum gebeten hatten.

Brynhildr war schon immer ein eigensinniges Kind gewesen. Sie war viel mehr an den aggressiven Spielen interessiert, die die Dorfjungen spielten, als an den Puppen, die ihren kleinen Schwestern gefielen. Schon von klein auf stach das Mädchen durch ihr Herumtollen und ihr Kampftraining heraus und übertraf darin alle Jungen in ihrem Alter. Als sie heranwuchsen, übertrafen die Jungs sie schließlich in Größe und Stärke, aber sie änderte ihren Kampfstil entsprechend. Mit ihrer Kampfkunst wurde sie jemand, die ihresgleichen sucht.

Sie wurde früh als Beschützer bekannt. Als eines der kriegerischen Spiele, welches die älteren Jungen spielten, zu rau wurde, so dass einer der Jüngeren den Tränen nahe war, schritt Brynhildr ein. Duckend und ausweichend, trat sie den älteren, stärkeren Jungs entgegen und brachte sie mit ein paar gut platzierten Schlägen zu Fall. „Macht das nie wieder“, sagte sie streng. „Kämpft mit jemandem, der sich wehren kann.“
Von da an folgte der kleinere Junge, den sie gerettet hatte, ihr auf Schritt und Tritt und versuchte, von ihr zu lernen.

Ihre Eltern waren sehr stolz auf Brynhildrs Errungenschaften, denn in ihrer Brust schlug das Herz eines wahren Kriegers. Das Mädchen versprach, auf die Halskette ihrer Mutter immer acht zu geben. Aber das Versprechen zu halten, würde sich als so schwierig erweisen, wie den Herbstwind zu fangen.

Der Wind blies über die Insel und ließ die langen Gräser, in ihrer schwindenden, grünen Pracht den Himmel anflehend, wehen. Der Wind trug eine salzige Kälte in sich, die die Einwohner der Insel zittern lies. Die wenigen Kinder, die ihre Hausarbeit taten, blickten auf und hofften, dass es nicht ein weiterer Sturm sei. Etwas in dem kalten Wind bewirkte, dass sie irgendwohin gehen wollten, auf Entdeckungsreise, an irgendeinen Ort auf der kleinen Insel, den sie noch nie gesehen hatten, um dem klappernden Wind und seinen eisigen Fingern zu entkommen. Es war der Wind des nahenden Herbstes, der einen neuen oder anderen Duft des Meeres brachte, von Dingen, die in den schwarzen Tiefen aufgewühlt wurden. Der Wind pfiff durch die Risse in den Wänden und in den Weidenkörben, die sie quer durch die Stadt trugen.

Der Wind bescherte einen Flecken am Horizont, welcher wuchs und wuchs und die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner mit einem flüchtigen Eindruck der Erlösung belegte. Ein Schrei erschallte im Dorf, wie das Läuten einer Glocke: „Ein Segel, ein Segel! Ein Schiff vom Festland!“

Die Dorfbewohner freuten sich und ließen ihren verzweifelten Bootsbau und ihre täglichen Aufgaben liegen. Sie eilten zum Ufer hinunter, aufgeregt mit ihren Armen winkend. Endlich gerettet! Männer und Frauen, lachten und lächelten, außer sich vor Freude über ihr Glück. Sie hätten nicht schrecklicher irren können.

Als der ominöse Wind das Segel näher an die Insel trug, wuchs die Sorge einiger älterer Dorfbewohner, denn es sah aus wie ein Kriegsschiff. Aber sie hatten nichts Lohnenswertes in ihrem kleinen Dorf, und die Waffen an Deck blieben in ihren Scheiden. Die Angst verschwand, als die Männer und die wenigen Frauen der Besatzung lächelten und winkten, um die Dorfbewohner an der Küste zu begrüßen, als wären sie lange verschollene Verwandte.

Brynhildr stand mit der Menge in der Nähe des Ufers. Sie lächelte und nickte den anderen Mädchen zu, als diese befreit lachten und kommentierten, welcher der Krieger der hübscheste sei. Etwas in ihrem Herz fühlte sich krank an vor Angst, obwohl Brynhildr nicht sagen konnte, warum. Sie griff nach dem Amulett um ihren Hals und versteckte es dann unter ihrem Hemd.

Einer der Jungen, einer der jüngeren Brüder von dem, den Brynhildr gerettet hatte, lief zu dem ersten Mann, der an Land sprang, um ihn zu begrüßen. Er strahlte den großen, grob gekleideten Krieger an und grinste glücklich. Auch wenn der Junge kaum bis zum Knie des Kriegers reichte, platzte es aus ihm heraus: „Lassen Sie mich etwas von Ihrer Ausrüstung an Land tragen, Sir!“

Der Fremde grinste zurück und zerzauste das kastanienbraune Haar des Jungen. Ohne den Gesichtsausdruck zu ändern, zog der Mann sein Schwert, schwang es in einem engen Bogen und trennte den Kopf des Jungen sauber von dessen Schultern. Es geschah in einem einzigen Moment. Der Junge hatte noch immer das hilfreiche Lächeln im Gesicht, als sein Kopf weghüpfte, sein lebloser Körper kollabierte und Blut auf den Sand sprudelte.

Es gab einen Moment des fassungslosen Schweigens bei den Zuschauern. Dann, als der Rest der Krieger schrie und an Land sprang, stoben sie auseinander und liefen schreiend davon. Keiner von ihnen konnte sehr weit laufen; die Insel war klein und es gab nichts zum Verstecken. Wie streunendes Vieh wurden sie zusammengetrieben, ohne die Möglichkeit eine Verteidigung gegen die erdrückende Übermacht der Plünderer zu organisieren. Die Tage der Brutalität hatten gerade erst begonnen, dunkle Tage, über die meistens nur im leisesten Flüsterton gesprochen wurde.

Die Eindringlinge liefen Amok, sie ermordeten Dorfbewohner in einer Weise, die selbst bei den härtesten Kriegern Übelkeit verursachen sollte. Dabei hatten sie gerade erst begonnen. Einige der Dorfbewohner wurden gefesselt und für Zielübungen missbraucht. Mehrere junge Männer wurden kastriert und von den Invasoren in schrecklichster Weise ausgenutzt. Dies geschah nicht, um ein körperliches Verlangen zu stillen. Die Fremden sehnten sich nach Macht und Schmerz, den sie ihren Opfern auf die grausamste Weise bereiteten, die sie sich ausmalen konnten.

Die Dorfältesten wurden wie Lasttiere behandelt. Die Eindringlinge konkurrierten miteinander, immer grausamere Methoden zu entwickeln, um sie zu demütigen und zu demoralisieren. Wettbewerbe fanden statt, um zu sehen, wer sich die ungewöhnlichste Art ausdenken konnte, mit der man einen alten Mann durch bloße Anstrengung brechen könne. Als der letzte dieser Gruppe starb, widmeten die Peiniger ihre Aufmerksamkeit den Dutzenden von inhaftierten Dorfbewohnern.

Zur Eröffnung eines Saufgelages wurden die Überlebenden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde sofort gezwungen, ihren neuen Herren zu dienen. Sie wurden gezwungen sich wie Hunde zu verhalten und um das wenige Essen, das man ihnen gab, zu betteln. Dieser erste Abend wurde mit Gelächter, Volkstrauer und zwischendurch, mit entrückten Spielen, gefüllt.

Je schrecklicher ihr Missbrauch wurde, desto mehr lachten und feierten die Eindringlinge ihre eigene, eingebildete Tapferkeit und Stärke. Sie zwangen die Dorfbewohner, sich für die „Ehre“ zu bedanken, sich zu den „glücklichen“ Überlebenden zählen zu dürfen. Die Krieger betranken sich, während ihres abscheulichen Festes, fast bis zur Besinnungslosigkeit, dennoch lockerten sie nie den Griff um ihre Waffen. Widerstand kam nicht in Frage; die überlebenden Dorfbewohner waren schwach und zitterten vor Demütigung und Angst.

Die neue Morgendämmerung brachte dem Dorf kein wirkliches Tageslicht. Die Sonne ging, schwach und rot, kränklich und bedrohlich, auf. Die zweite Gruppe von Gefangenen wurde gezwungen in ihren schönsten Gewändern zu warten, bis ihre „freundlichen neuen Herren“ sie zum Gelage dieser Nacht riefen. Die Minuten wurden zu Stunden, und ihre Besorgnis wuchs, als sie sich an den Klang der Nacht zuvor erinnerten; die angstvollen Schreie und das verzweifelte Schluchzen ihrer Freunde, gemischt mit dem Hohngelächter der Krieger.

Sie beteten zum Himmel, zu den alten Göttern, zu allen Mächten, die sie und ihre verlorenen Liebsten retten könnten. Aber als die Ladung zu dem Gelage schließlich kam, gab es immer noch keine Antwort von den Himmeln.
Schaudernd wurden die Dorfbewohner auf den zentralen Platz getrieben. Jeder Gefangene wurde der Reihe nach gezwungen, auf einem Tisch zu stehen. Sie wurden dann auf alle möglichen, erniedrigenden Arten und Weisen gemessen und bewertet. Jeder Krieger, nach Rangordnung, konnte sich einen Dorfbewohner aussuchen. Dem Rest wurde gesagt, sich bereit zu halten, für den Fall, dass einer der Ausgewählten „Nicht den neuen Morgen sehen wolle.“

Ein „Priester“ wurde ernannt, ein grinsender und tanzender dicker Mann, der sich ein weißes Tuch über seine Rüstung drapiert hatte. In einer verhöhnenden Zeremonie wurde jeder der Gefangenen mit dem Krieger, der ihn oder sie gewählt hatte, verheiratet. Dann wurden ihre Hände gefesselt und die Frischvermählten, für ihre „Hochzeitsnacht“, in die Privaträume gezerrt. Die Schrecken, die dort vor sich gingen, waren größer als alles, was vorher geschehen war. Die unmenschlichen Folterknechte lachten und lachten bis tief in die Nacht und hörten nur auf, wenn einer der Dorfbewohner das Glück hatte für immer mit dem Schreien aufzuhören.

Im Laufe der Zeit verschwammen die Tage ineinander und die Schrecken wurden schließlich vorhersehbar. Einige Leidende wurden empfindungslos und gingen ziellos umher, wie bloße Hüllen menschlicher Wesen. Dieser emotionslose Zustand irritierte die Eindringlinge, da sie nach dem Kampf, dem Blut und dem Grauen, hungerten. So begannen die Krieger, neue und undenkbare Möglichkeiten zu ersinnen, um ihre Gefangenen zu foltern und so zu versuchen, eine Reaktion auszulösen. Einige der Umherirrenden wurden mit Speeren geschlagen, während andere Überlebende gezwungen wurden, jede Nacht um mehr Missbrauch zu betteln.

Trotz alledem versuchte Brynhildr bei Verstand zu bleiben. Als sie ihre Eltern tagelang nicht mehr gesehen hatte, wusste sie, dass sie von ihr gegangen waren. Sie war eine der Glücklicheren; sie wurde nicht Opfer von einigen der schlimmsten Gräueltaten, sondern nur wie ein Tier in einem Pferch gehalten, zusammen mit dem Jungen, den sie einmal verteidigt hatte. Er überlebte die Kastration und den anschließende Missbrauch, und ertrug es ruhig, mit zusammengebissenen Zähnen, während andere weinten.

Weiter geht es im zweiten Teil.

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