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Die Leprechauns

Der kleine Mann mit dem zerfurchten Gesicht blies Rauchwolken in die stark duftende Luft des Waldes. Seine dunklen Augen wanderten über die schwach beleuchtete Lichtung, um die ihn umgebenden gespannten Gesichter auf sich wirken zu lassen. Die jungen Leute schienen ihrem Ältesten Aufmerksamkeit zu schenken und er nickte fast anerkennend. Aber dann wurde er misstrauisch. Sie benahmen sich zu gut, sie waren zu begierig nach der Geschichte.

Der alte Luchorpán betrachtete sie umsichtig. Etwas stimmte eindeutig nicht. Obwohl die Kinder ihn mit großen Augen anzustarren schienen, konnte er Kichern, Rasseln und ab und zu einen unterdrückten Schrei vernehmen. Aus Erfahrung konnte er den Rest erahnen: Unter einer kaum erhaltenen Illusion der Stille sprangen die jungen Luchorpán herum und stürmten hin und zurück, um Streiche zu spielen. Sie stahlen Dinge, zerzausten Haare, bliesen Papierkugeln umher, schreckten sich gegenseitig mit Funken auf und amüsierten sich einfach.

Der alte Luchorpán hustete verärgert und klopfte die Asche seiner Pfeife an dem Stein aus, auf dem er saß. Es war an der Zeit, ein paar kluge Vermutungen anzustellen. „Du da, junge Lurigadawne, leg sofort die Schwerter und Zauberstäbe hin! Und Cluri, hör auf die Taschen der Leute dort auszuräumen und komm jetzt her! Sammelt euch um mich, junge Schelme, es ist an der Zeit, die Geschichte zu hören.“

Die Illusion kräuselte sich und und löste sich auf, sie gab die durcheinandergebrachte Gruppe preis, die ihn mit offenen Mündern anstarrte. Der alte Luchorpán konnte sich nur schwer selbst ein Lachen verkneifen.

Die Kronen der Bäume raschelten im Wind und schienen sich in Erwartung nach vorne zu beugen, als der Älteste einen weiteren langen Zug seiner Pfeife nahm und darauf wartete, dass die jungen Leute sich setzten. Er starrte sie an, damit sie still wurden.

Einige der Kinder hörten zu, aber ein paar schimmerten für ihn immer noch blau. Es schien, die Kinder, denen Streiche gespielt worden waren, begannen nun mit ihrer Vergeltung. Er starrte sie so missbilligend an, wie er konnte. Doch ein Schreck durchfuhr die Brust des alten Mannes, als er sah, wie das älteste Kind ein Messer aus seiner Tasche zog und mit einem garstigen Gesichtsausdruck damit herumfuchtelte.

„Halt“, schrie der Älteste. Zorn schoss in das Gesicht des alten Luchorpán, während er sich auf dem Stein nach vorne lehnte und Mühe hatte, die Aufmerksamkeit des Messerträgers zu erlangen. „So, du willst also einen kleinen Kampf, um dich auf deinen Platz verweisen zu lassen? Hast du all meine Lehren vergessen? Ist das die Art?“ Er starrte, bis der Junge das Messer senkte und sich mit hochrotem Kopf setzte. „Du solltest wegen einem kleinen Streich nicht so wütend sein“, fügte er hinzu und setzte sich aufrecht hin. „Die Art, wie du dich im Griff hast, vor allem, wenn Unsinn im Gange ist, sagt alles darüber, wer du bist. Lass dich nicht von deiner Wut überrumpeln oder du findest dich schnell im Kampf mit deiner Familie wieder.“

Gescholten setzte sich der Junge hin. Doch sobald sein Lehrer sich wegdrehte, streckte das Kind die Zunge heraus und machte eine freche Geste. Er hielt seine Faust geschlossen um den Messergriff.

„Dann werdet ihr den Kampf eben haben!“ Der Älteste griff hinter sich und zog einen Stab hervor, der durch die lange Benutzung verschrammt war.

Die kindischen Luchorpán starrten einander beunruhigt an. Der Jüngste unter ihnen stellte sich und erhob seine Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Er streckte sich auf seine ganze Größe, 75 cm, und verkündete in seiner hohen Stimme: „Ich appelliere an euch meine Luchorpán-Kameraden! Wir haben alle viele harte Seitenhiebe unseres Lehrers ertragen müssen. Last dies den Tag der Abrechnung sein! Lasst dies den Tag der Vergeltung sein! Lasst dies den Tag sein, an dem wir ein Stück unserer selbst zurückerhalten! Wir sind bereit, alter Mann. Wir kennen deine Tricks. Heute zahlen wir es dir heim!“

Statt ihrem Kameraden die Rache alleine zu gönnen, erhoben sich die Kinder von ihren Sitzen und grinsten böse, während sie ihr Anzahl erfassten, sechs an der Zahl. Das sollte mehr als genug sein, um den weißhaarigen Luchorpán zu überwältigen. Sie zogen ebenfalls ihre Waffen, eine große Auswahl von knorrigen Stangen, krummen Stäben und blattförmigen Übungsschwertern.

Im Gegenzug lächelte der Älteste heftig. „Das ist wahr, wir haben in vielen guten Duellen gefochten. Doch ich habe einen alten Trick, einen sehr alten Trick, den ich für genau diesen Tag aufbewahrt habe.“

In diesem Augenblick lies das Selbstvertrauen der jüngeren etwas nach, aber nicht das des ältesten Jungen, der es ihnen gleichtat und sein Messer wegsteckte, um eine gepolsterte Keule zu ziehen. „Worte erschrecken uns nicht! Du hast gehört, was Cluri gesagt hat. Wir sind mehr als bereit für welche Teufelei auch immer du dir ausgedacht hast!“

„Seid ihr das?“, antwortete der Älteste mit einem gemeinen Funkeln in seinen Augen. „Dann macht euch bereit Ich werde euch eine Demonstration von echter Luchorpánmagie geben. Interhay Uchea!“, brüllte er und nickte dann fast nicht wahrnehmbar. Die Kinder wurden nervös und schauten einander verwirrt an. Es war für sie eine fremde Sprache, eine, die sie nie gehört hatten. War es ein neuer Zauber? Sie schauten den Ältesten an, aber sie sahen kein Anzeichen dafür, dass er Magie beschwor.

„Ist das ein Trick, alter Mann?“, sagte der älteste Junge verächtlich und nahm so viel Wagemut zusammen wie er hatte. „Oder hast du deine Kräfte zusammen mit deinem Verstand verloren?“

Der Älteste setzte sich wieder und grinste. „Ich bin noch nicht so alt. Wenn ihr in meinem Alter wärt, dann wüstet ihr, dass ich euch gerade gesagt habe, dass ihr hinter euch schauen sollt.“

Sie sechs Kinder hoben fragend ihre buschigen Augenbrauen und drehten sich um, nur um sechs ältere Jungen mit erhobenen schweren Stöcken zu sehen. Die rebellischen Kinder staunten vor Überraschung, als sechs Stäbe auf sie niederdonnerten. KRACH!

Die jungen Herausforderer kamen wieder zum Sitzen und spürten, wie sich auf ihren bestraften Köpfen Beulen bildeten. Der Älteste lächelte, während er seine Pfeife erneut anzündete und Rauchwolken ausstieß. „Kinder, Magie ist nicht die einzige Möglichkeit, um jemanden auszutricksen. Nun, wer will mit dem Vortrag beginnen?“

Cluri lächelte leicht, während er sich wieder stellte und begann mit einer monotonen Stimme zu sprechen.

Lange vor dem Zweiten Weltenbruch lebte einmal ein Geschwisterpaar in einem Haus auf einem Hügel, ein Bruder und eine Schwester namens Gadai und Angha. Ihre Eltern waren vor langer Zeit gestorben oder verschwunden. Gadai war Bruder und Vater für seine viel jüngere Schwester, doch er verschwand oft für Stunden während des Tages, wenn sie im Garten voller Unkraut spielte. Der Grund dafür war, dass Gadai in die Siedlung am Fuß des Hügels ging und stahl, was sie benötigten. Er war gerissen, schnell und seine Kinderfinger waren geschickt genug, um einen Geldbeutel so sanft wie eine Brise zu entwenden. Er war sehr gut, vielleicht bereits einer der besten Diebe seiner Zeit.

Jeder in der Siedlung kannte seinen Beruf, aber sie erwischten ihn niemals. Außerdem war es offenkundig, dass er einem strikten Moralkodex folgte. Erstens stahl er nur von den reichen Leuten der Siedlung (oder gelegentlich von einem wohlhabenden Besucher), die den Verlust gut verkraften konnten. Zweitens zügelte er sich und nahm nur, was er und seine Schwester zum Überleben brauchten. Und zuletzt bestand Angha darauf, dass sie immer mit anderen teilten, die wirklich in Not waren und Gadai war glücklich, dem nachzukommen. Die anderen Waisenkinder der Siedlung wurden nie abgewiesen, wenn sie auf den Hügel kamen und um Brot baten. Gadai fühlte sich bald als der Vater von ihnen allen und Angha wusste irgendwie immer, was am dringendsten benötigt wurde, um zu helfen.

Die Dorfbewohner am Fuß des Hügels ließen sich sogar seine gelegentlichen Streiche und Tricks gefallen. Sie lachten, wenn sie entdeckten, dass ihre Wäsche mit der ihres Nachbarn ausgetauscht wurde oder wenn auf die Seite des Brunnens Witze geschrieben wurden. Die Dorfbewohner ließen ihn seinen Lebensunterhalt verdienen und er und Angha waren glücklich.

Die Jahre vergingen und die Kinder wuchsen. Gadai wurde ein Mann, groß und gerade gewachsen, mit langen Gliedmaßen. Angha sagte, dass sie froh darüber war, denn damit konnte er sie fest umarmen, wenn sie von seiner Stärke zehren musste, um ihre eigene zu ergänzen. Angha war selbst kurz davor, erwachsen zu werden, als die ersten Zeichen der Veilstürme erschienen. Jeder im Dorf spürte den Luftdruck, das Surren des Sturms, der seine Macht sammelte, um die Region zu treffen. Sie und Gadai schauten den aufleuchtenden Blitzen und dem niederprasselnden Regen mit weit geöffneten Augen vom Fenster aus zu. Der Wind zog in Böen am Boden und der Donner schien laut genug, um Stein zu zersplittern. Gebäude im Dorf zerfielen zu Stücken und der Sturm bombardierte, veränderte oder tötete viele der nun schutzlosen Leute.

Als die Sonne am nächsten Tag aufging, schien ihr warmes Licht auf einen Anblick der Verwüstung, da viel Zerstörung angerichtet worden war. Leute trauerten um ihr Freunde, Familie und alles, das ihr Dorf wunderschön gemacht hatte, während sie versuchten, die Trümmer aufzusammeln. Oben auf dem Hügel stand Gadais und Anghas Haus immer noch unberührt. Nicht ein einziger Ziegel ihres Daches hatte sich gelockert. Sie hatten viel Glück und die zwei luden mehrere verzweifelte Leute ein, in ihrem Haus zu leben, während der Rest des Dorfes wiederaufgebaut wurde.

Im gleichen Jahr zog ein weiterer Sturm über der Siedlung auf. Die abergläubischen Leute, die bei Gadai und Angha lebten, waren sich sicher, dass das Haus vom vorherigen Sturm nur verschont worden war, um nun mit noch viel heftigerer Vergeltung getroffen zu werden und so flohen sie ins Zwielicht. Erneut rissen die magischen Winde an der Siedlung und ihren verängstigten Bewohnern; und erneut blieb das Haus auf dem Hügel unberührt.

Im folgenden Jahr wandelte sich Erstaunen zu Misstrauen und Eifersucht, als weitere Stürme kamen und gingen ohne Gadais und Anghas Zuhause zu beschädigen. Gadai ließ von seinem Diebstahl und seinen Streichen ab, aber es machte keinen Unterschied. Viele der Dorfbewohner hörten auf, mit ihm und Angha zu sprechen. Gadai stürzte sich in die Hilfe für die Vertriebenen, die Hungernden und vor allem für die Kinder in Not.

Eines Tages kam ein starker Wind auf. Wolkenfetzen zogen über den Himmel und flohen vor dem schrecklichen Zorn des Sturms. Der Himmel stöhnte, als hätte er Schmerzen; dies war kein gewöhnlicher Veilsturm. Eine Malvolenz sammelte ihre Macht.

Anstatt sich auf den aufziehenden Sturm vorzubereiten, hatten sich viele Dorfbewohner in einem der wenigen Gasthäuser, die noch standen, gesammelt, soffen Bier und tauschen Geschichten darüber aus, wie sie überlebt hatten. Als der Luftdruck zu einem unerträglichen Ausmaß angewachsen war, rollte die Malvolenz am Himmel heran.

Eine Welle der Emotion spülte durch wie Menge wie eine Flut. Der Sturm schien dem Bier in ihrem Blut zu helfen, ihre dunklen Gemüter zu verstärken und brachte die Meute zu einem Fieberanfall der Wut. Sie strömten auf die Straße und erhoben ihre Stimmen mit der Forderung nach Gerechtigkeit. Keiner wird je wissen, wer damit begonnen hat, aber viele griffen den Ruf auf, dass Diebe ihr Glück gestohlen hatten, Schurken, die mit den dunklen Mächten am Himmel im Bunde standen. Einstige Opfer von Gadais Streichen machten ihn für ihr Unglück verantwortlich und riefen, dass der Mann im Haus auf dem Hügel so leiden sollte, wie sie alle gelitten hatten. In ihrem vom Sturm vernebelten Verstand klammerten sie sich an die Vorstellung, dass es ihren Schmerz lindern würde, wenn sie Gadai Schmerzen zufügen würden.

Die Meute wickelte Stöcke in Fetzen, die in Alkohol getränkt waren, um improvisierte Fackeln herzustellen, und machte sich auf den Weg durch die Ruhe vor dem Sturm. Mit heiserer Stimme riefen sie durch die Siedlung, um andere zu finden, die sich ihnen anschlossen. Sie schwenkten zerbrochene Gläser und brennende Holzstücke, viele nahmen den Geruch von Blut in der Luft war und schlossen sich ihnen an. Es packte sie eine verrückte Panik und sie dachten, dass dies der Schlussakt war, bevor der Sturm alles beendete. Aus der Ferne formte ihre wütende Prozession einen Fluss aus Feuer, der sich schnell den Pfad zu Gadais und Anghas bescheidenem Zuhause hinaufbahnte, einem der letzten Häuser in der Gemeinde, das noch stand. In der Meute waren viele, die von den Geschwistern auf dem Hügel Hilfe erhalten hatten; in ihrer Wut und Angst hatten sie jegliche Freundlichkeit vergessen.

Es war zweifelsfrei Zeit zu gehen. Gadai ergriff Anghas Arm und sie nahm den Korb aus der Vorratskammer und ihren Wanderstock. Sie flohen aus der Hintertür, während die wütende Meute zur Vordertür stürmte. Das Blut der Meute kochte und es blickte zurück auf die Art, wie ihre Vorfahren die Burgen ihrer Unterdrücker gestürmt hatten.

Das kleine Haus auf dem Hügel war weit davon entfernt, eine große Burg zu sein. Innerhalb von Augenblicken hatte die Meute eine Wand durchbrochen und Flammen begannen um den Rand des Daches zu züngeln. Angha blickte zurück, während sie sich vor Gadai drängte und er sah die flackernde Reflexion in ihren Augen. Sie konnten den Zorn der Dorfbewohner hören, die sie mit einer Stimme verfluchten und tobten, dass sie das Geheimnis ihrer Sicherheit preisgeben sollten. Das Haus war offensichtlich leer, aber das machte keinen Unterschied. Die zwei kannten keine Geheimnisse; sie hatten einfach nur Glück.

Verzweifelt rannten Gadai und Angha durch den heranziehenden Regen und stolperten durch den Schlamm und das nasse Gras, auf der Suche nach einem Unterschlupf vor dem unerbittlichen Sturm. Die Hügel erhoben sich vor ihnen, aber Angha führte ihren Bruder zu einer Höhle, in der sie Kräuter zum trocknen gelagert hatte. Sie beide wussten, dass der Unterschlupf wenige gegen den Veilsturm ausrichten konnte, aber wenigstens war es wärmer und sie waren nicht mehr im Regen.

In der flachen Höhle ließen sie ihre Lasten fallen, setzten sich auf den kalten Stein und beobachteten, wie draußen der Regen zunahm. Der Sturm knurrte mit Donner, doch es gab noch keine Blitze in der nähe. Im Gegenzug schäumte Gadai und blickte finster aus der Höhle heraus. „Was war der Zweck des ganzen, Angha? Ich fühle mich wie ein Narr, dass ich ihnen geholfen haben. Was für ein Dank ist das? Warum blieben wir je hungrig, nur um sie zu versorgen? Ich werde ihnen ihre Grausamkeit zehnfach heimzahlen.“ Zur Betonung spuckte er in den Regen.

Angha lächelte in traurig an. „Es ist nur Angst und Schwäche, Gadai. Du hast ohne Zweifel viele törichte Dinge getan; aber anderen in Not zu helfen, war keines davon. Beruhige dich. Wenn du Zeit damit verschwendest Rache zu suchen, dann wird uns das nur von der Suche nach einem neuen Zuhause abhalten.“

Gadai konnte nicht anders, als zurück zu lächeln, obwohl es ein angestrengtes Lächeln war. „Du schützt dein Herz vor der Wut, die mich ereilte. Ich wäre ohne deine Freundlichkeit, nach der du benannt wurdest, verloren; ebenso wie sie.“

Als der Sturm draußen wütete, machte sein beängstigendes Grollen deutlich, dass dies kein gewöhnlicher Veilsturm war. Es war eine Malvolenz, die durch ihre Macht und Intensität ein schrecklicher Anblick war. Stein zersplitterte vor der Höhle, während sich Blitze aus dem Himmel ergossen wie ein Wasserfall aus weißem Feuer. Der Luftdruck, voll von aufgebrachter Magie, wurde selbst höher, als die Temperatur fiel. Kalte Winde stürzen auf die Siedlung herab und machten Gebäude, Bäume und alles andere im Umkreis von Kilometern, einschließlich dem ehemaligen Haus von Gadai und Angha, dem Erdboden gleich.

Die Malvolenz heulte lauter und wühlte den Himmel mit schrecklicher Macht auf, als ob sie sich an den mitleiderregenden Schreien der Kreaturen am Boden erfreuen würde. Ihre eisige Wut peitschte über das Land und riss an der Erde. Surrende Macht erfüllte die Höhle, in der sich nun Gadai und Angha aneinanderdrängten.

Ein stechendes, schabendes Gefühl kroch über Gadais Haut und er fühle, wie Anghas Körper neben ihm vor Angst erstarrte. Es gab eine Präsenz in der winddurchfegten Höhle, ein Gefühl von Veränderung und Verformung. Chaotische Kräfte des Windes und der Magie rissen an ihren Körpern. Angha schrie vor Schmerz: „Gadai, etwas geschieht mit mir!“

Er warf seine Arme um seine Schwester und drückte sie nah an seine Brust, in der Hoffnung, ihren Körper so irgendwie mit seinem zu schützen. Während seinen Diebeszügen hatte Gadai von Stürmen gehört, die Leute in Monster verwandelten. Er wusste dies war die Veränderung, aber es stand nicht in seiner Macht, sie aufzuhalten. „Halt dich an mir fest!“, schrie er verzweifelt. „Nein, nein, nein! Nimm mich statt ihr!“

Anghas Körper fing an, beim Beginn der Veränderung zu zittern. Aus der Ferne, von der Kuppe des Hügels, hörte er Schreie und Heulen das ihm verriet, dass andere das gleiche Schicksal erlitten. Aber nur eine Person bedeutete ihm wirklich etwas.

Gadai umarmte seine Schwester fest, doch sie zitterte nur noch kräftiger. Sie schrie, als sie realisierte was geschah und der Sturm brüllte im Gegenzug mit Donner, der über die ganze Landschaft grollte.

Anghas Fleisch kräuselte sich, als die schreckliche Magie durch ihren Körper pulsierte. Sie krümmte ihren Rücken vor Schmerz und ihr Schrei stoppte, als die erste Welle der Veränderung Gadais kleine Schwester überkam. Er hielt sie fest, selbst als ihre Finger sich zu Krallen streckten, die eine blutende Wunde in seinen Arm rissen. Ihre Zähne wurden lang und scharf, als sie reflexartig in seine Schulter biss. Gadai weigerte sich, sie loszulassen, selbst als auf ihren Beinen Hörner und Schuppen wuchsen und sie sich drehten, um nach ihm zu treten, während ein Schwanz sich um seinen Hals schlang.

Er sagte ihr, dass er sie liebte, selbst als die Abscheulichkeit, die zuvor Angha gewesen war, ihn von ihr losriss und knurrte. Sie rollte sich auf dem Boden, als Tentakel aus ihrem Fleisch sprießten und schwenkte Stacheln durch die Luft, während darüber triumphierend der Sturm donnerte. Es klang für Gadai wie dröhnendes Gelächter, das ihre Hilflosigkeit im Angesicht des Schreckens verspottete.

Die Kreatur starrte vom Boden der Höhle zu ihm hinauf. Gadai betete zu Gott, dem Sturm selbst und zu den alten Göttern seines Volkes, zu jedem der zuhören wollte, dass die Veränderung aufhören sollte. Für einen weiteren Moment hatte das Ding immer noch Anghas Augen, die weinten, während sie vom sandigen Boden der Höhle hinaufblickte; dann, als der Druck anstieg, begannen sich ihre Augen ebenfalls zu verändern. Sie schwollen an und veränderten sich zu einem bösen Gelb. Gadai biss seine Zähne zusammen, um gegen die Tränen zu kämpfen, die aus seinen Augen quollen und fiel auf seine Knie. Er wiegte den verunstalteten, knolligen Kopf der Abscheulichkeit auf die Art, wie er Anghas perfekten Kopf gewiegt hatte, als sie ein Baby war. Die sich windende Kreatur, die einmal seine Schwester gewesen war, zischte und knurrte. Gadai wusste, dass er keinen Moment länger zögern durfte, da die Abscheulichkeit schnell größer und stärker werden würde. Mit zitternden Händen zog Gadai das Messer aus der Scheide an seinem Bein.

Zärtlich, behutsam durchschlitzte er den Hals der Kreatur. Es war nicht mehr seine Schwester; der Sturm hatte sie getötet. Während Blut sich ergoss, um mit den Pfützen zu verschmelzen, die sich auf dem Höhlenboden formten, flüsterte eine Stimme: „Ich werde dich immer lieben.“ Das mussten seine eigenen Worte gewesen sein.

Als alles Leben ihren Körper verlassen hatte, legte er ihren Kopf ab und legte ihre Gliedmaßen, die voll von Krallen und Tentakeln waren, in eine unnatürliche Ruheposition. Verrückt vor Schmerz und Verlust lief Gadai hinaus in den Sturm und schrie in den Himmel, während der kalte Regen ihm den Atem nahm. „Verändere mich! Verändere mich auch, verdammt! Na los, mach schon! Ich verlange es, Malvolenz! Oder wenn du es nicht machst… dann werde ich mich an alle Mächte wenden, um mir meine Rache zu gewähren!“

Nach gefühlten Stunden ließen die Blitze nach und das Grollen des Donners wurde schwächer, während sich die Malvolenz auflöste. Als die Malvolenz endete, war er immer noch Gadai. Doch als er seine Augen trocknete und zum Horizont blickte, fühlte er sich etwas anders. Auf welche Art, das konnte er nicht sagen.

Die Zeit verging. Die Dunkelheit sammelte sich in Gadais Verstand, ein Gifthauch der Wut und des Schmerzes. Er war nicht in der Lage, klar zu denken. Seine Schwester war fort, der Sturm hatte sie genommen und er hat sie mit seinen eigenen Händen zu Grabe getragen; und ohne sie war er verloren. Er konnte dem Sturm nichts antun und so schrieb er den Leuten die Schuld zu, denen er einst geholfen hatte, die sich gegen ihn gewandt und in ihrer Angst und Verwirrung sein Haus angezündet hatten. Die Dunkelheit füllte ihn aus und die einzige Art, wie er sich einen Durchbruch schaffen konnte, eine Öffnung für sich selbst im dichten Sumpf der Rache, der seinen Verstand befallen hatte wie ein endloser Schwarm von Mücken, war Vergeltung. Er konnte nicht das Gesicht des Sturmes sehen, er konnte nur begehren, deren Gesichter verzweifelt und zerstört zu sehen, so wie sie es ihm angetan hatten. Er zog nie in Betracht, dass der Sturm Angha verändert hätte, egal was die Dorfbewohner getan hätten.

Gadai versuchte sein Bedürfnis nach Rache zu befriedigen. Er stahl von den Dorfbewohnern wie nie zuvor, zu niemandes Nutzen, nicht einmal zu seinem eigenen. Er nahm alles was sie hatten, von den Reichen und Armen gleichermaßen, als eine Bestrafung für ihre Grausamkeit und Undankbarkeit. Anstatt seine Beute zu teilen, versteckte er das große Vermögen unter der Erde, in einer Höhle weit von der entfernt, die sich Angha und er geteilt hatte. Er konnte niemals dorthin zurückkehren.

Je mehr Gadai stahl, umso mehr wuchs der Einfluss des Veilsturms auf seinen Körper, aber langsam genug, dass er es zuerst nicht bemerkte. Sein Antlitz begann sein Wesen widerzuspiegeln; das Gesicht des Diebes verzerrte sich zu einer finsteren Maske des Hasses und der Grausamkeit. Seine Gestalt begann zu schrumpfen, während seine Wut und sein Bedürfnis nach Rache seinen Verstand verdrehte. Es wurde sogar noch einfacher durch kleine Öffnungen in Häuser hineinzuschleichen und seine Schritte wurden leicht wie eine Feder. Gadais Augen fingen ebenfalls an sich zu verändern, sie spiegelten die Farbe von wertvollen Metallen in der Nähe wieder, die er am Geruch erkennen konnte, wie ein Spürhund, der einer Fährte folgt. Seine Fähigkeiten Schlösser zu öffnen und die Fallen zu umgehen, die die Dorfbewohner für ihn aufgestellt hatten, verbesserten sich, da er allem anderen wenig Beachtung schenkte.

Gadais Streiche hatten nicht länger die Absicht zu erheitern. Die überlebenden Dorfbewohner fanden ihre Türen mit entfernen Angeln, ihren Brunnen gefüllt mit faulem Wasser und ihre Wagenräder gelockert vor. Nichts davon befriedigte Gadai und seine Stimmung wurde immer dunkler.

Die Jahreszeiten folgten ihrem Lauf, aber Gadai schenkte ihnen wenig Beachtung und konzentrierte sich nur auf seinen unstillbaren Hunger danach, mehr und immer mehr zu stehlen. Eines Winterabends betrat er das Zuhause eines reichen Händlers. Er kroch leise von Raum zu Raum und steckte alles von Wert ein. Er stahl ein Gemälde, das Silber und ein paar Wandteppiche und häufte alles vor dem Fenster auf.

Schließlich fand er seinen Weg zu einen kleinen Schlafzimmer im ersten Stock, wo die jüngste Tochter des Händlers schlief. Gadai hielt für einen Moment inne, seine Hand über der kleinen hölzernen Schmuckschatulle. Das Mädchen sah genau wie Angha aus.

Er neigte sich näher. Nein, nicht genau wie sie. Es war nichts mehr als eine flüchtige Ähnlichkeit. Gadai spürte Schmerz in sich aufquellen, der ihn zu überwältigen drohte. Er verdrängte das Gefühl und fuhr fort, das Mädchen um ihre Schmucksammlung zu erleichtern.

Draußen begann der Regen zu zischen. Donner grollte und das Aufleuchten von schlängelnden Blitzen signalisierte den Beginn eines plötzlichen Veilsturms. Das Haus in dem er war, schien sich fast im Zentrum des Durcheinanders zu befinden. Wind und Magie zerrten und das Dach brachte die Wände zum knarren. Gadai dachte sich, dass es Zeit war zu gehen und machte sich zum nächsten Fenster auf.

Er schleuderte es auf und der Regen fegte in sein Gesicht. Das Mädchen setzte sich im Bett auf, da es von der Feuchtigkeit und dem Krach aufgewacht war. Sie schrie wie wild, als sie Gadais verzerrte kleine Gestalt erblickte, seine Beine waren gebeugt, bereit zum Sprung aus ihrem Zimmer.

Ihr verzweifelter Angstschrei, genau wie der seiner Schwester in ihrer letzten gemeinsamen Nacht, durchbohrte Gadais Herz wie ein Pfeil. Er zögerte nur für einen Augenblick und starrte zurück zu dem Mädchen in ihrem Nachthemd.

Das war lange genug, um jemandem die Gelegenheit zu geben, auf ihren Hilferuf zu antworten. Ihr Vater, der gerade dabei war, sich in eine Abscheulichkeit zu verwandeln, stürzte in ihr Zimmer und gab gurgelndes Gebrüll von sich. Er zog Tentakel an deren Spitze sich Krallen befanden hinter sich her, die zuckten, während sie versuchten Beute aufzuspüren. Das Ding bewegte sich direkt auf das Bett zu, wo seine Tochter schreiend saß.

Gadai reagierte ohne nachzudenken. Er sprang in den Weg des Todes, mit dem Bewusstsein, dass er gegen diese wütende Monstrosität nur einen Moment Schutz bieten könnte. Er hatte keine mächtige Waffe, die er hätte nutzen können, um eine wuterfüllte Abscheulichkeit zu bekämpfen. Er war kein Krieger. Die Abscheulichkeit war eine Kreatur des Sturms, der draußen bereits den Höhepunkt seiner Intensität erreichte. Er kniete sich auf das Bett und hielt das Mädchen fest, während es versuchte ihn wegzudrücken. Gadai weigerte sich loszulassen, selbst als die Abscheulichkeit ihn brutal angriff, seinen Körper beharkte und lange verheilte Wunden wieder öffnete. Blut spritzte durch den Raum, zusammen mit dem Regen, der durch das Fenster hereingeweht wurde.

Während er spürte, wie seine Stärke schwand und das Leben seinen Körper verließ, hörte Gadai draußen das Krachen und Dröhnen, als der Sturm seinen Zenit erreichte. Holzsplitter fielen in das Zimmer, als das Dach begann sich zu lösen. Gadais letzten Gedanken schweiften zu der lange verlassenen Höhle, wo er das Ding umgebracht hatte, das Angha getötet hatte. Er wünschte sich, dass das Mädchen und er dort sein könnten, wo sein Leben der Vergeltung begonnen hatte.

Die Abscheulichkeit schleuderte ihre Krallen für den endgültigen Todesstoß herab. Doch ihre Krallen fanden nur Luft und das Federbett vor. Die Kreatur jaulte mit unmenschlicher Frustration.

Als Gadai erwachte, fand er sich zurück in der nie vergessenen Höhle wieder, wo der Schrecken stattgefunden hatte. Sie wurde durch ein mäßiges Feuer erwärmt. Er setzte sich schmerzhaft auf und entdeckte, dass seine Kleider gewaschen und seine Wunden behutsam versorgt worden waren. Blinzelnd rieb sich Gadai den Schlaf aus den Augen. Er fühlte sich, als ob er tagelang geschlafen hätte. Der blick des Diebs fiel auf ein junges Mädchen, das am Feuer saß und Stöcke nachlegte.

Für einen Augenblick fühle er sich vollkommen verwirrt. Alles war nur ein Albtraum und er ist immer noch bei seiner Schwester. Kurz erfüllte Euphorie sein Herz. Doch bevor er ihren Namen hervorbringen konnte, konnte er das Mädchen besser sehen und er wusste, dass dies nicht seine Schwester war. Angha war immer noch tot.

Das Mädchen blickte auf und lächelte. Sie stand auf und kam zu ihm herüber, Gadai realisierte, dass sie nicht so jung war, wie er zuerst gedacht hatte. Die junge Frau hatte lediglich eine kleine Gestalt, genau wie seine über die letzten paar Jahre geworden war.

„Danke“, sagte sie still. „Danke, dass du mein Leben gerettet hast, kleiner Dieb. Ich werde Aingeal genannt. Wie lautet dein Name?“

Gadai schüttelte nur den Kopf. Er konnte nicht mit ihr sprechen. Sie war freundlich, aber er glaubte, dass sie nicht das Recht dazu hatte. Für ihn war all die Freundlichkeit der Welt zusammen mit Angha gestorben.

Aingeal streckte ihre Hand aus, schüttelte sanft seine Schulter und störte seine selbstversonnenen Gedanken. „Verstehst du mich? Du bist ein Held, kleiner Mann.“

Er räusperte sich. „Ich…Ich werde Gadai genannt.“

Sein Name brachte sie zum Lachen. „Ha! Ich hatte die Vermutung, dass du es bist. Das ist ein guter Name für dich“ Sie ließ seine Schulter los, stellte sich und fegte Sand von ihrem zerrissenen Unterhemd, bevor sie hinzufügte: „Du darfst die Halskette behalten, die sich in deiner Tasche befindet. Sie ist mein Versprechen, dass wir eines Tages heiraten werden.“

Gadais deformierte Augen zogen sich zusammen, während er sie verspottete. „Wovon redest du? Warum sollten wir heiraten? Wir kennen uns erst für… wir haben uns kennen gelernt, während ich dein Haus ausgeraubt habe!“

„Mein Vater konnte den Verlust verkraften, er…” Für einen Augenblick stand Aingeal still da und starrte ins Feuer. „Er war ganz alleine ein Monster geworden, bevor der Sturm ihn verändert hatte.“ Dann schaute sie Gadai an und lachte wieder, ihre grünen Augen leuchteten mit einem verborgenen Funken der Magie auf. „Glaube mir, Liebster. Eines Tages werden wir heiraten.“

„Lächerlich. Du bist verrückt geworden. Ich habe keine Verwendung für Liebe. Ich werde niemanden heiraten.“ Gadai versuchte aufzustehen und riss dabei mit einem stechenden Schmerz die Bandagen auf seinem Rücken auf.

Bevor er sich erheben konnte, legte Aingeal ihre Hände auf seinen Kopf und drückte in wieder hinunter. Sie küsste leicht den Scheitel seines haarigen Kopfes und tätschelte ihn. „Ruhe dich jetzt aus. Du wirst mich bald zum Dorf zurückbringen müssen.“

Er setze sich zurück, atmete schwer und blickte hinauf in ihr Gesicht. Erneut dachte er, dass er den Schimmer von Magie in ihren Augen sah, aber vielleicht waren es seine eigenen Tränen des Schmerzes. „Was macht dich so sicher, dass ich irgendetwas davon machen werde?“

Aingeal schüttelte ihren Kopf, während sie sich zurück zum Feuer drehte, das nur noch schwach brannte. „Männer wissen es immer als letzte.“

Als Gadais Wunden genug verheilt waren, um ihm das Laufen zu gestatten, lief er mit ihr zurück zum Dorf. Einer der Dorfältesten nahm Aingeal auf, da ihre Familie und ja sogar ihr ganzes Haus fort war, die Stürme hatten sie genommen. Dann drehte sich der Dieb, um zu gehen, er glaubte, dass er sie dafür vergolten hätte, dass sie ihn verarztet hatte. Er erwartete zu hören, wie sie ihm nachrufen würde, um zu protestieren, dass er ging; aber alles was Aingeal tat, war zu winken und zu rufen: „Gute Reise, mein wunderbarer Verlobter!”

Die versammelten Leute des Dorfes starrten völlig geschockt. Gadais Körper war verzerrt und abstoßend anzusehen, äußerlich so hässlich, wie er im Inneren geworden war.

Gadai fand sich nicht in der Lage, sich weit von Aingeals Dorf zu entfernen. Wieder und wieder versuchte er fortzugehen, um weitere Rache am Rest der Welt zu üben, aber stattdessen fand er sich dabei, wie er auf Hügel und Bäume kletterte, die das Dorf überragten und hielt Ausschau aus der Ferne. Aingeal verbrachte wenig Zeit mit Trauer und machte wenige Pausen, sie war stets die erste, die denen im Dorf half, die in Not waren. Sie war voll von Freundlichkeit und sie war den Dorfältesten, die ihr ein einfaches Zuhause gaben, lieb geworden. Sie war fast immer glücklich.

Nachts schmiegte sich Gadai manchmal an die Schatten, die die Fackeln des Dorfes warfen, um in die Siedlung zu schleichen und unter Aingeals Fenster Essen, Stoff und anderes Lebensnotwendiges zu legen. Obwohl er die Sachen nur für sie dort ließ, nutze sie sie immer, um anderen zu helfen. Gadai konnte nicht anders, als zu hoffen, dass sie vermuten würde, wer die Sachen für sie dort gelassen hatte.

Auf diese Art beobachtete er sie aus der Ferne. Er lachte insgeheim über die Verehrer, die zu Aingeal kamen und enttäuscht wieder gingen. Sie war gutmütig und wunderschön, aber ihre mit Magie funkelnden Augen blickten oft zum Himmel und zu den Sternen und schienen immer auf etwas zu warten.

Bis eines Tages ein reicher junger Mann in ihr Leben trat. Sie lernten sich bei einer Frühjahrsfeier auf dem Dorfplatz kennen und tanzten miteinander. Der Mann fegte sie von den Füßen und ihr Gesicht glühte vor Gelächter, als er ihr den Hof machte. Mit jedem weiteren Tag brach Gadais Herz ein wenig mehr. Er realisierte, wie seltsam, wie verzerrt er geworden war und dass er seine Hoffnungen vor sich selbst versteckte. Insgeheim hatte er sich dazu gebracht, in was auch immer von seinem Herzen übrig geblieben war zu glauben, dass ihre Prophezeiung war werden würde. Als er es nicht mehr ertragen konnte, ging er erneut zurück zu der alten Höhle, um die Menschheit zu verfluchen.

Er legte sich in dieser Nacht hin, um von der Rache an Aingeal zu träumen, die ihr Versprechen an ihn gebrochen hatte. Aber als er erwachte, schaute Gadai sich in der lange verlassenen Höhle um, in der er genesen war und fand sich nicht in der Lage, den Zorn zu erwecken, der ihn angetrieben hatte. Seine Rache, sein Bedürfnis nach persönlicher Gerechtigkeit, fühlte sich hohl und leer an wie die Höhle in der Angha gestorben war.

Gadai lief hinaus und blickte zum Hügel hinauf, wo seine Schwester und er so glücklich gelebt hatten. Die Ruine des alten Hauses war fast vollständig verschwunden, weggeblasen oder begraben, oder vielleicht geplündert, um andere Gebäude im Dorf zu reparieren, das direkt hinter dem Hügel lag. Damals folgte er einem Kodex. Damals hatte er Menschen, um die er sich mit seinen Fähigkeiten kümmerte. Gadai erinnerte sich an den jungen Mann, der er einmal gewesen war und schwor wieder er zu sein.

Der Dieb machte sich daran, seine Kräfte für einen Zweck einzusetzen, der nicht ihm selbst und seiner Wut diente. Er dachte, dass er vielleicht den Armen und Schwachen helfen würde, jenen, die ein wenig zusätzlichen Reichtum gebrauchen konnten. Doch er fügte mit einem schelmischen Lächeln, das auf seiner verzerrten Gestalt unbekannt erschien, zu sich selbst hinzu, dass hin und wieder ein guter Streich ebenfalls für etwas gut wäre.

Er verließ die Höhle mit all ihren schrecklichen Erinnerungen, um niemals zurückzukehren.

Gadai ging von Dorf zu Dorf, auf der Suche nach Dingen, die von jemandem mit seinen Talenten getan werden mussten. Überall in der Region wo Leute versuchten nach den Stürmen wieder etwas aufzubauen, konnten sie einen Teil ihrer Arbeit vorfinden, der in der Nacht erledigt worden war. Überall wo Leute in schrecklicher Not waren, fanden sie Nahrung und Wasser, die vor ihrer Tür auf sie warteten. Und überall wo mächtige Leute die Zerstörung des Sturms ausnutzen, um ihre Gier nach Reichtum und Macht zu stillen, da fanden sie ihren Reichtum plötzlich geschmälert. Geschichten über einen freundlichen, schelmischen Schurken, bekannt als der Dieb, kursierten in der Region.

Während er auf seiner Reise das Land durchkreuzte, fand er sich eines Abends müde und kurz davor einzuschlafen unter einem Baum auf einem Hügel wieder, der ein Dorf überragte, das ihm bekannt vorkam. Er legte sich mit dem Rücken gegen den Baum gelehnt ins hohe Gras und hatte ein friedliches Lächeln auf den Lippen. Er dachte an sein nächstes Abenteuer.

Am nächsten Morgen holte ihn ein bekannter Duft aus seinem Schlaf. Gadai rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute fassungslos nach oben. Aingeal stand über ihm. Sie trug einen großen Rucksack und eine Decke über ihrer Schulter und in ihrer anderen Hand einen Korb, aus dem der wunderbare Geruch entstieg. Sie schaute glücklich, aber etwas verärgert. „Ich dachte, dass du gestern hier sein würdest, Gadai. Ich hatte all meine Sachen gepackt und war bereit zu gehen. Na ja, dann ist das Abendessen nun das Frühstück.“ Sie ließ den Korb neben ihm ins Gras fallen.

Gadai versuchte eine Begrüßung hervorzustammeln, aber bevor er auch nur eine einzige Silbe hervorbringen konnte, ließ Aingeal auch ihren Rucksack fallen und lehnte sich über ihn, um ihn zu küssen. „Ich halte stets und für immer meine Versprechen“, fügte sie lieblich hinzu.

An diesem Tag heilte Gadais zweimal gebrochenes Herz. Es dauerte nicht mehr lange, bis Aingeals Hochzeitsversprechen eingehalten wurde und von da an reisten sie zusammen. Einige von Gadais Kräften verschwanden mit der Zeit, aber Aingeals Kräfte und Fähigkeiten schienen immer weiter zu wachsen, doch nicht ihre Gestalt. Wie Wildblumen im Frühling, sprießten im ganzen Land Geschichten über die Abenteuer von Gadai und Aingeal.

„Das war gut erzählt, Cluri“, sagte der Älteste. „Die meisten von euch sollten mich jetzt verlassen und ihre Fähigkeiten trainieren. Alle außer eurem Haufen, ihr mit den Beulen auf euren Köpfen. Wir werden an etwas anderem arbeiten. Und ich verspreche euch, es wird gerade genug wehtun, um euch an eure Torheit zu erinnern.“ Während er grinsend seinen Stab hochhievte, fügte er hinzu: „Wie meine Frau, halte ich immer meine Versprechen.“

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